5. Etappe - Stall-Innerfragant

5. Etappe

5. Wandertag – Stall – Innerfragant
Wir hatten einen Mobilitätsservice 8.30 Uhr und mussten deswegen rechtzeitig aufstehen. (7.15 Uhr) Selbst diese kleine Einschränkung ist schon ein ganz klein wenig nervig. Aber es ist das vorletzte Mal. Der Bulli brachte uns von Witschdorf zur Kirche nach Stall, die wir natürlich besichtigten. Gesegnet begannen wir unseren Weg, aber erst nachdem wir die Regenkleidung angezogen hatten. Meinen Fotoapparat verpackte ich in einen wasserdichten Beutel, und er hing mir vor der Brust, befestigt mit zwei Karabinern am Rucksack. Der Regen war nicht allzu stark und der Fotoapparat blieb trocken, der Beutel scheint mir zumindest für moderaten Regen eine gute Lösung zu sein. Es regnete ununterbrochen, wenig aber stetig und die Wolken hingen an den Hängen. Ab und zu mal waren die Bergspitzen zu sehen, wenn der Wind die Wolken zur Seite schob. Aber schon kurz darauf waren sie wieder im Nebel verschwunden. Fototechnisch ergaben sich also schöne kontrastreiche Motive, Wolken und Berge. Doch für jede Aufnahme musste man die Kamera aus dem Beutel holen, ein kleines Handicap. Wie gewohnt, ging es zuerst einmal auf Asphalt 4,5 km bergauf. Nach einer guten Stunde harten Asphalt-Gehens im Regen und durch die Regenbekleidung gut durchgeschwitzt (die innere Nässe überwog die äußere bei Weitem) kamen wir an die Stelle, wo die Abkürzungen begannen, also steile Wanderwege die Serpentinen der Straße abkürzten.
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Die Wege waren jedoch nicht sehr gepflegt, wir mussten durch hohes Gras stapfen, und der Regen hatte die Gräser gut mit Wasser getränkt. Die Wassertropfen streiften wir mit unseren Wanderschuhen und der Regenhose ab. Durch Gras gehen ist fast wie durch reines Wasser stapfen. Tomas Schuhe hielten es nicht aus. Die Füße wurden nass. Tja wer keinen Asphalt mag, musste heute Wasser mögen. Drastisch wurde es, als wir aus dem Wald herauskamen und der Weg etwas abgesenkt zwischen zwei Weiden, beide durch Elektrozäune begrenzt, verlief. Das Gras von links und rechts und unten vollgesogen mit Wasser reichte Toma bis an die Brille. Mit einigen Anstrengungen kletterten wir aus der Wegsenke heraus, überwanden den Elektrozaun und standen auf der gemähten Wiese, auf der wir dann anstelle des Weges liefen. Als wir dann wieder auf dem Weg waren, passten die GPS-Daten nicht mit der Realität zusammen. Von hier führte der Trail wieder an einer Weide entlang, wieder durch hohes Gras, ohne das es eine Möglichkeit zum Ausweichen gab. Brusthoch liefen wir durch nasses Gras. Die Regenkleidung hielt uns trocken, zum Glück. Das hätte ich bei einem so beworbenen Wanderweg, hochgelobt, nicht erwartet. Heute mussten wir extrem aufpassen, dass wir uns nicht verliefen, denn die Ausschilderung war nicht immer perfekt. Aber vier Augen sehen mehr als zwei und wenn der Eine mal die Abzweigung verfehlte, korrigierte der Andere das. Nur einmal gingen wir ein Stück in die falsche Richtung (die Markierung war abgerissen und lag am Wegesrand), doch dank Komoot und der heruntergeladenen GPS-Daten hatten wir ja noch ein weiteres Korrektiv für solche Fälle bereit.

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Insgesamt ist die Markierung gut, aber an manchen entscheidenden Stellen fehlt dann die Markierung - unnötiger Weise!
An der Sagaser-Alm war dann die maximale Höhe erreicht und es ging dann immer mal wieder bergab und bergauf. Als wir die Goldberghütte von Weitem sahen, dachten wir, das Schlimmste wäre geschafft und freuten uns schon auf die Mittagspause. Weit gefehlt, genau hier begann die Plackerei. Ein sehr schmaler Pfad führte im Transfer über einen sehr steilen Hang. Mehr als ein Fuß passte nicht auf den Weg und der auch nur längs. Die Stöcke waren eine große Hilfe beim Absichern gegen das Hangabwärtsgleiten. Das nasse Gras hing, den schweren Wassertropfen nachgebend, über dem schmalen Weg, sodass man ihn manchmal gar nicht erkennen konnte. Die Schuhe hatten also echt was auszuhalten. Doch blickte man auf und schaute in die Ferne nicht vor die Füße, so sah man die Wolken in den Bergen hängen, bergaufwärtsziehend, sich auflösend, und kurz danach wieder sich verdichtend, sodass jede Sicht genommen war. Ein faszinierendes Schauspiel. Doch man durfte die Konzentration nicht vernachlässigen, jeder Schritt forderte die volle Aufmerksamkeit, und wir kamen deshalb auch nur langsam voran. Es war ein abgeholzter Hang, der schon wieder begrünt war und mitunter lagen noch umgefallene Bäume auf dem Weg, die zu umgehen waren. Der Weg wollte kein Ende nehmen. Der Regen schon. Doch das verschaffte uns kaum Erleichterung, denn die Regenbekleidung konnten wir nicht ablegen, da das Wasser nicht nur von oben kam. Als letzte Hürde vor der Hütte waren noch mehrerer Kühe zu umgehen, dann war es geschafft und der kühle, gespritzte Apfelsaft konnte die Kehle hinunterlaufen. Toma trank Tee.
Ich stellte die Kamera auf die Bank und machte eine Slow-Motion-Aufnahme. Die Pause war nötig. Wir waren bereits 5 Stunden unterwegs, und das im Regen. Tutzi und Susi, zwei ganz kleine Hunde, ließen auch während der Pause keine lange Weile aufkommen.
Von der Hütte ging es noch steile 50 Meter bergauf, danach flach und bergab etwa 40 Minuten bis zur Rollbahn. Die Rollbahn war früher ein Pferdeweg zum Transport von Kupfererz, der in den Berg gehauen war, mit Tunneln und Brücken ziemlich waagerecht verlaufend. Heute ist diese Rollbahn ein schöner ausgebauter Wanderweg, wirklich wunderbar zu begehen. An Plätzen mit weiter Aussicht (wenn es nicht nebelig ist) standen Bänke zum Verweilen und auf den Bänken standen mit einer Kurbel bedienbare Lautsprecher, die Märchen erzählten. Wenn die gekurbelte Energie zu Ende ging, sprach eine Stimme zu uns: “Bitte Kurbeln“.
Wir gingen nicht zur Fraganter Hütte, sondern stiegen direkt die 700 Meter ab ins Tal. Der Abstieg hatte es noch einmal in sich. Plagerei. Toma zog nach 100 Höhenmetern die Kniebandagen an. Der Weg war an kritischen Stellen wieder mal nicht ausgeschildert und GPS-Daten und Ausschilderung passten auch nicht zusammen. Das letzte Stück forderte noch einmal volle Konzentration und ne Menge Kraft, da es sehr steil und durch den Regen auch rutschig war. Manchmal war der Weg weggerutscht oder durch das hohe Gras überhaupt nicht mehr zu sehen. Ärgerlich und wie gesagt, eine Pflege und Instandhaltung des Weges war nicht zu merken. Schade.
Als wir beim Innerfragant-Wirt anklopften, unserem heutigen Gastgeber, waren wir gar nicht angemeldet. Es klärte sich dann aber doch alles auf und wir bekamen unser Zimmer. Das Abendbrot war nach Expertenmeinung von Toma das beste bisher. Was will man mehr. Die Sachen trocknen und ich schreibe um 21 Uhr immer noch an dem Tagesbericht. Alles andere als Nachtrag dann morgen.
4,5 km Asphalt