25. Etappe - Bovec-Dreznica

25. Wandertag Bovec- Dreznica

Es ging bummelig los, Frühstück 8 Uhr, aber sehr toll und auch wunderschön angerichtet. Das verzögerte den Abmarsch natürlich noch einmal, da Toma es genoss.
Als erstes ging es zum Bäcker, Proviant einkaufen, anschließend fragten wir in der Touristeninformation nach, ob und wie der Weg begehbar wäre. Wir erhielten einen guten Ratschlag, oberhalb auf der Straße zu gehen. Der Weg begann oberhalb der Kirche, die wir uns von innen anschauten und dann dem Rat folgend auf der Straße fast bis zum Virje Wasserfall zu wandern. Wir hatten schon vor einer Woche eine Mail von unserem Touroperator erhalten, dass ein Sturm die 25. Etappe an einigen Stellen unbegehbar gemacht hat. Oberhalb des Virje Wasserfalls angekommen, stand da ein Schild: „Wasserfall 5 Minuten“. Also den Weg hinuntergehen und anschauen. Schon nach 3 Minuten wurde mir bewusst, wieviel Höhenmeter man in 5 Minuten absteigen kann. Von einiger Entfernung sah man ein Bächlein im Wald plätschern und ich wollte schon zurückgehen, die Kraft sparen und keine Enttäuschung erleiden, was den Wasserfall betraf. Nach 5 Minuten standen wir vor ihm und er war nicht schlecht, aber ein wenig wenig Wasser, zwei Bilder und alles wieder bergauf.
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Der weitere Weg war recht beschwerlich, viele Steine, die sehr glatt waren vom Regen in der Nacht, ebenso die rutschigen Wurzeln und alles gut geschmiert mit lehmigen Untergrund. Höllische Vorsicht war geboten. Wir sehnten uns schon ein wenig zurück zur Straße, schöner glatter Asphalt!
Als wir die Straße überquerten und in das Ufergebiet der Soča eintauchen wollten, stießen wir auf viele umgestürzte Bäume, die aber schon behelfsmäßig weggeräumt waren. Der Sturm hatte hier auf einer größeren Fläche die Bäume wie Streichhölzer umgeknickt. Die umgefallenen Bäume verströmten einen ganz spezifischen Duft. Er erinnerte mich an die Saunabesen, die in russischen Saunas zum Schlagen auf den Rücken beim Aufguss verwendet werden.
Nach erneutem Wechsel auf die andere Straßenseite standen wir dann nach 100 Metern Waldweg vor einem Dickicht querliegender Tannen. Kein Weiterkommen. Zurück zur Straße und die Blockade umgehen. Als wir die dann folgende Brücke überquerten, konnten wir den Boka-Wasserfall oben von den Felsen stürzen sehen. Beeindruckend. Am anderen Ende der Brücke begann ein Wanderweg zum Fuße des Wasserfalls (der nicht im Tagesprogramm enthalten war). 15 Minuten Gehzeit wies ein Schild aus. Ich erinnerte mich an die 5 Minuten Gehzeit des Virje-Wasserfalls und wir entschieden unisono: „Nein, keine Experimente, wir haben noch nicht mal ein ¼ der Tagesstrecke zurückgelegt, weitergehen.“
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So langsam zogen am Himmel Wolken auf. Laut App sollte es ja schon seit 8 Uhr regnen. Toma wollte vor dem Regen noch unbedingt essen, so taten wir auch am Ufer der Soča, die ihre smaragdgrüne Farbe gegen ein nichtssagendes Beige eingetauscht hatte und kein bisschen zum Baden einlud.
Wir liefen einen Fahrweg/Forstweg entlang in Richtung Dreznica, der wie umgegraben wirkte. Bagger hatten ihn aufgerissen und Leerrohre verlegt, aber keiner hatte ihn wieder eingeebnet. Einmal war auch der gesamte Weg von zwei Baggern versperrt. Es waren die Bagger, die den Weg aufrissen. Und etwa 50 Meter vor dem Bagger gab es keinen Weg mehr, nur einen etwa 1 Meter tiefen Graben, in dem Rohre lagen, links und rechts war Wald, eine Umgehung nicht möglich. Der Baggerfahrer deutete nach unten in den Graben. Wir fügten uns.
Das Laufen war auf der unebenen, mit Steinen übersäten Oberfläche beschwerlich. Kurz vor 14 Uhr tröpfelte es und wir zogen uns schnell um, da wir auch schon seit geraumer Zeit hinter uns das Grummeln des Donners hörten. Fertig für den Regen stapften wir los. Und das Wasser war nun nicht nur rechts von uns in der Soča, in den Pfützen vor uns auf dem Weg, sondern kam in Güssen von oben erbarmungslos herunter. Unterstellen lohnte sich nicht, da nach kurzer Zeit die Bäume durchweicht waren und es auch im Wald heftig regnete. Doch es regnete nicht nur, es gewitterte und Toma zählte immer die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Wenn wir eine freie Fläche zu queren hatten, war es schon angsterweckend, die Blitze am Himmel zu sehen. Der Donner wurde von den Berghängen zurückgeworfen und wir genossen Dolby Surround in maximaler Lautstärke. Der Regen bildete erst Pfützen, und da es bergab ging, entstanden dann kleine Rinnsale, die sich zu Bächen auf dem Weg vereinten, denen man ständig ausweichen musste. Der Weg war noch weit und das Gewitter dachte nicht an weiterziehen. Der Abstand Blitz Donner betrug so um die 7 Sekunden, mal mehr, mal weniger. Wenn weniger dann Donner lauter, nichts für schwache Nerven. Auch der Regen hörte nicht auf und drang überall ein, wo er einen Weg finden konnte. Der Rucksack-Cover lief unter dem Rucksack voll mit Wasser, wo der Cover, ja den Sack nachbildend, seinen tiefsten Punkt hatte und das Wasser, trotz Löchlein im Cover sich staute. Dadurch wurde der Rucksack nass und der war auch nicht wasserdicht. Er hatte ja einen Cover. Fehlkonstruktion. Ein Gutes hatte der Regen, es kühlte ganz ordentlich ab und der letzte Aufstieg, war zwar anstrengend, wärmte auch ein wenig die nassen Sachen (also die produzierte Körperwärme), aber an Schwitzen war nicht zu denken.
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Im ersten Dorf, das wir nach 1,5 Stunden Wandern im Regen erreichten, stellten wir uns kurz unter, stöpselten das Battery-Pack an Tomas Handy, damit Komoot weiter den Weg vorsagte und weiter ging es. Stehenbleiben bedeutet kalt werden. Jetzt ging es auf einer Asphaltstraße bis zum Ziel, manchmal über freie Felder und ab und zu schlug doch noch ein Blitz ein; es blieb unheimlich. Als wir um eine der letzten Kurven kamen, entfuhr mir ein Oooh. Vor uns auf dem Hügel, die Asphaltstraße lief genau darauf zu, die Kirche von Dreznica. Wenn sie unter normalen Umständen schon beeindruckend wirkt, so verstärkten die Wetterbedingungen die Wirkung noch um ein Vielfaches. Am fernen Himmel dunkle, tiefblau / schwarze Wolken, die die Berge oberhalb der Kirche nicht verdeckten, und vor diesen Wolken zog eine große weiße Nebelwand, den Hintergrund für die Kirche bildend, bergaufwärts und löste sich langsam auf.
Der Regen hatte gerade, gerade aufgehört und obwohl wir beide völlig nass waren, holte ich die Kamera heraus und fing diesen großartigen Anblick ein.
Die Unterkunft – Klassik – war bescheiden, aber es war ein Dach über dem Kopf, wo wir alle unsere Sachen trocknen, die wir anhatten waschen und aufhängen, konnten. Alle Bügle waren belegt mit Sachen zum Trocknen.
Im Dorf gab es nur ein Restaurant und dort nur ein Menü. (An die Vegetarier war gedacht.)
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