15. Etappe - Erlacher-Haus-Falkert-Haus

15. Etappe Erlacher Haus – Falkert Haus (Unterkunft aber in der Pension Hubertus in Bad Kleinkirchheim)

Wir waren ziemlich zeitig munter, Tomas Schmerzen verflogen, der Himmel wolkenlos. Nach dem Frühstück brachen wir auf zu einer schweren Etappe. Dass sie schwer ist, merkten wir schon am ersten Aufstieg, denn obwohl es noch vor 9 Uhr war, brannte die Sonne auf über 1700 Metern über N.N. beträchtlich. Kein Windhauch verschaffte uns Erleichterung. Steil bergauf unter der gnadenlosen Sonne, das ist eigentlich für mich das schlimmste Szenario. Viel leichter schien der Rucksack durch das Wegschicken der Sachen auch nicht geworden zu sein, denn heute hatte ich auch 2 Flaschen Wasser/Zutrinken insgesamt 2,5 Liter mit. Unterwegs gab es keine Hütte und keine Quellen zum Auffüllen der Flaschen. Der Schweiß quoll schon bald aus tausenden Poren und ein Schluck aus der Flasche in eine Öffnung konnte den Wasserhaushalt nicht so schnell wieder in Ordnung bringen. 500 Höhenmeter mussten wir machen und das teilweise über Geröll / Steinfelder, vorbei an ausgesetzten Passagen und kontinuierlich bergauf ohne Schatten. Nach 300 Höhenmetern verspürte ich zum ersten Mal einen ganz kleinen, schwachen Windzug, der momentan Hoffnungen auslöste, die aber nach 10 Sekunden enttäuscht wurden, denn da war diese kurzzeitige Erleichterung schon vorbei. Es hieß sich weiter schinden. Meine Schirmmütze richtete ich ständig nach der Sonne aus. Viel scheint es nicht geholfen zu haben, denn jetzt am Abend brennt der Kopf immer noch. Auf dem ersten „Nock“ angelangt, genossen wir die Aussicht, die leider keine Fernsicht war. Blaue Schleier, feiner Wasserdampf verhinderte, dass wir die entfernten Berge klar erkennen konnten. Da alle in der Hütte zeitig gefrühstückt hatten, liefen wir auch nicht weit entfernt voneinander. Da sich Christa (Coach/Beraterin) ein wenig verlaufen hatte, holten wir sie ein, und gingen den ganzen Tag zusammen.

Kleiner kurzer Abstieg vom Nock und Aufstieg zum nächsten Nock. Hier oben auf 2200 Metern hatte jetzt aber der Wind aufgefrischt und das Gehen wurde erträglicher. Der Schweiz im Gesicht lief noch genauso, wurde aber vom Wind getrocknet (also verdampft), was dem Körper Wärme entzog und ihn ein wenig abkühlte. Wenn Kühlung für den Motor da war, ging es wesentlich leichter. Den zweiten Nock gingen wir nicht bis zum Gipfel, sondern stiegen zum See ab. Am See machten wir Brotzeit und tranken kräftig. Meine Trinkvorräte neigten sich schon dem Ende zu. Vom See ging es weiter bergab, alles heute auf schönen Bergwegen, wenn man mal von den kurzen Geröllfeldern am Morgen absah. Auch nicht wenige Wanderer waren unterwegs, so dass es sich heute wie ein fast ganz normaler Wandertag anfühlte, so wie wir sie kennen und lieben. Auch die Unterhaltung mit Christa machte das Gehen kurzweilig und eine Fokussierung auf die Anstrengungen unterblieb automatisch. Doch jedem Abstieg folgte ein neuer Aufstieg auf den nächsten Nock. Der letzte Nock, der Mallnock, lag noch vor uns. Wir nahmen nicht die Abkürzung und gingen bis zum Gipfel, die letzten 50 Meter wartete Toma auf uns und wir liefen ohne Rucksack zum Gipfel hoch. Vom Mallnock bis zum Ziel ging es ausschließlich bergab. Toma zog sich die Knieschoner an und hatte keine Schmerzen. Als wir uns zum Abstieg fertigmachten, sahen wir wieder die diensthabende Wolke vom Westen aus Richtung Großglocknergebiet auf uns zukommen. Sie war noch nicht schwarz, ein Gewitter war erst um 18 Uhr angekündigt, doch mir schwante nichts Gutes. Unser Tempo bergab konnte sich sehen lassen.
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Doch eine gute halbe Stunde vor dem Ziel begann es dann doch zu regnen. Rucksack covern und Kamera verstauen. Die Sachen konnten nass werden, da sie heute eh in die Wäsche kamen. 15 Minuten vor der Hütte brach dann das Gewitter los. Es regnete schon ordentlich und die Abstände zwischen Blitz und Donner wurden auch immer kürzer. Der Hall im Tal war erschreckend laut. Als der Donner dem Blitz nach nur zwei Sekunden folgte, erreichten wir die Falkerthütte, gut nass, aber nicht völlig durchnässt. Wir tranken beide einen gespritzten halben Liter Saft, riefen den Mobilitätsservice an und warteten auf den Rest aus der Erlanger Hütte. Das Pärchen gemixt aus Wiener und Kärntnerin, sehr lustige Typen, kam kurz nach uns an, die beiden Russinnen schafften es nicht bis zur Hütte, bevor wir ins Tal hinab fuhren.
Duschen, Waschen, Einkaufen. Für das Abendbrot wählten wir heute die italienische Pizzeria aus, um uns einen Tag von der lokalen Küche zu erholen.
Salat super, Pasta Klasse, Pizza gerade serviert, und in dem Moment brach das Chaos aus. In der Küche, im Restaurant, wir saßen auf der Terrasse, ein höllisches Geschrei, Gäste, die noch nicht bestellt hatten, verließen schleunigst das Lokal, ich rechnete jeden Moment mit einem Blutstrahl am Fenster. Erst dachte ich, naja Italiener, ganz schön emotional, doch dann flogen Dinge durch die Gegend, und es wurde doch unheimlich. Im Dorf war es gefährlicher als in den Bergen.